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CD-Tipp der Woche:

João Selva - Navegar

Sein zweites Album führt den Sohn eines Pastors aus Ipanema über den Black Atlantic von seinem Geburtsort zum brasilianischen Nordosten. Dabei kommt er elegant an der Karibik, den Kapverden und an Angola vorbei.

Auf seiner Reise an diesen historischen Seewegen entlang ist er der musikalische Navigator, den die mitreißenden Rhythmen Forró und Kompa, Funaná oder Semba über die Distanzen tragen. Seine Navigation ist purer Tropicalismo angereichert mit Funk, Disco und Jazz. Reisebegleiter sind dabei die Sängerin Flavia Coelho („Meu Mano“) und Bruno Patchworks (The Dynamics), der das Album in seinem Lyoner Studio produziert hat. Ein Neo-Tropicalia-Cocktail mit einem Schuss Saudade und einem Hauch Nostalgie. (bei Underdog Records/Broken Silence). Claus Mörtl

 

CD-Tipp der Woche:

Benny Sings – Music

Das Leben kann so schön sein, wenn man den richtigen Song auf den Lippen und Sonne im Herzen hat. Und dann braucht es nicht mehr als drei Minuten, um die Welt auf grün, sonnig und positiv zu drehen. Als ein Botschafter des schönen Lebens hat der Holländer Benny Sings einen ganzen Sack voll dabei im Gepäck.

Seinen kleinen Perlen der Glückseligkeit wie dem gospelgetränkten Pop-Song „Run Right Back“ mit Emily King und Kelsey Gonzales von den Free Nationals, dem akustischen Hip Hop-Track „Kids“ mit Westcoast-Rapper KYLE, der unwiderstehlichen ersten Single „Nobody’s Fault“ mit einem Gitarren-Solo von Tom Misch oder der entspannten Motown-Reminiszenz „Sunny Afternoon“ genügt die klassische Song-Länge, um ins musikalische Schlaraffenland der sonnendurchfluteten 70er Jahre an der amerikanischen Westküste zu entführen. (bei Stones Throw Records/Rough Trade). Claus Mörtl

 

CD-Tipp der Woche:

Floating Points, Pharoah Sanders & London Symphony Orchestra - Promises

Versprechen im Spannungsfeld aus sphärischer Electronica, improvisiertem Jazz und erhabener Klassik. Sam Shepherd aka Floating Points legt das elektronische Fundament, auf dem die 80-jährige Saxophon-Legende Pharoah Sanders ihre Akzente setzt, während das London Symphony Orchestra wirkungsvoll die Räume dazwischen besetzt.

Diese neun schlicht durchnummerierten Improvisationen entführen in emotionale Sphären, in denen Namen nur stören würden. Sanders kehrt seine Seele nach außen und sucht gemeinsam mit Shepherd das nächste Level. Das sind Klang gewordene Gefühle. Hörbar gemache Träume. Schönheit in Tönen. (bei Luaka Bop/!K7). Claus Mörtl

 

CD-Tipp der Woche:

El Michels Affair - Yeti Season

Leon Michels liefert den Soundtrack für den Film in seinem Kopf. Nach seinem letzten Longplayer „Adult Themes“ macht er sich nun auf den Weg in ein neues Abenteuer. Und ganz offensichtlich ist Michels ein Freund von Abwechslung. War seine cineastische Soul-Musik beim letzten Mal vielleicht noch etwas schlüpfrig, so ist sie dieses Mal eher… - offen, progressiv, international.

Piya Malik von 79.5 singt auf Hindi („Unathi“), Shannon Wise von den Shacks haucht ihr Gefühl in „Sha Na Na“ und über allem thront der imaginäre Yeti und wippt mit den überdimensionalen Füßen. Vielleicht sind auch deshalb bisweilen die Grooves extra schwer. Aber das tut dem Bollywood-Soul und dem türkischen Funk durchaus gut, neben all den anderen musikalischen Spielereien. (bei Big Crown Records/Cargo). Claus Mörtl

 

Vinyl-Tipp:

Bobby Womack - The Poet & The Poet II

Nachdem er 1976 aus seinem Vertrag mit United Artist entlassen wird, veröffentlicht Bobby Womack zwei wenig erfolgreiche Alben („Pieces“ - 1977, „Roads Of Life“ - 1979). Es ist die Zeit von Disco, für alte Soul-Helden gibt es da wenig zu holen. Erst mit dem Release von „The Poet“ im Jahr 1981 gelingt ihm ein Comeback. Seine alten Fans lernen ihn neu zu schätzen, während eine jüngere Generation ihn für sich entdeckt. Mit dem Auftakt „So Many Sides Of You“ eröffnet er kraftvoll seine Rückkehr und markiert sofort seinen Pin auf der Soul-Landkarte. Er verheiratet Funk und Disco („Stand Up“) und gewinnt die Herzen zurück mit der Hit-Ballade „If You Think You’re Lonely Now“. Danach entlässt er die Liebenden mit „Where Do We Go From Here“ in die Nacht. Bobby Womack ist zurück!

Um seinen zurückgewonnen Status zu untermauern, legt er 1984 „The Poet II“ nach. Die Inspiration mutet fast noch größer an als beim Vorgänger. Auf seinem Weg zurück in den Soul-Olymp nimmt er die großartige Patti Labelle ein Stück mit, die ihrerseits auf dem Weg in ihre Solo-Karriere ist. So eröffnen mit „Love Has Finally Come At Last“, „It Takes A Lot Of Strength To Say Goodbye” und “Through The Eyes Of A Child” drei der schönsten Soul-Duette diesen Klassiker. Mit “Tryin’ To Get Over You” knüpft er an seine Anfänge in den frühen 70er Jahren an. Und nach der zeitlosen Ballade „I Wish I Had Someone To Go Home To” teilt er mit Dr. Martin Luther King seinen „American Dream“. Unterstützung auf diesem Meisterwerk bekommt er von Jazz-Gitarrist George Benson und von Wilton Felder von den Crusaders. Musikalisch und inhaltlich von zeitloser Schönheit.

Zum 40. Jubiläum von „The Poet“ erscheinen “The Poet” und sein mehr als würdiger Nachfolger „The Poet II” neben der CD-Reissue auch auf 180g schwerem Vinyl remastered von den Original-Bändern und mit neuen Liner Notes des bekannten Black Music-Journalisten Bill Dahl. Da darf der digitale Download-Code nicht fehlen. Die Neuauflage von zwei der wunderbarsten Soul-Alben aller Zeiten.(bei Universal). Claus Mörtl

 

CD-Tipp der Woche:

Marianne Faithfull with Warren Ellis - She Walks In Beauty

Findet die Poesie nicht zur Musik, dann findet die Musik zur Poesie. So oder so ähnlich. „She Walks In Beauty“ ist ein bemerkenswertes Projekt, bei dem Marianne Faithfull romantische Texte englischer Dichter wie Lord Byron, John Keats oder Percy Bysshe-Shelley liest.

Die musikalische Untermalung gestalten die Produzenten Head und Warren Ellis sehr atmosphärisch mit zurückhaltender Eleganz und Bewunderung unter der Unterstützung von Brian Eno, Nick Cave und dem Cellisten Vincent Segal. Gemeinsam ist ihnen eine wunderbare Zusammenstellung vertonter Texte von spröder Schönheit gelungen. Passend dazu kommt das Album im Hardcover mit 28-seitigem Booklet und Watercolours des britischen Künstlers und Faithfull-Freunds Colin Self. Ein außergewöhnliches Album. She speaks in beauty… (bei BMG) Claus Mörtl